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Forum Beruf - zum zweiten Mal online

Am 12. Oktober begrüßten Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, und Frau Professor Dr. Stephanie Läer, Leiterin der Klinischen Pharmazie der HHU Düsseldorf, rund 100 Pharmaziestudierende zum zweiten Online-Forum Beruf, einem gemeinsamen Angebot der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft – Untergruppe Rheinland und der Apothekerkammer Nordrhein.

 

In Kurzreferaten skizzierten berufserfahrene Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen ihren Berufsalltag und die Charakteristika und Anforderungsprofile ihrer jeweiligen Tätigkeit.

Die öffentliche Apotheke aus Leiter- und Angestelltenperpektive

„Schon heute sind öffentliche Apotheken viel digitaler als manch einer von außen vermutet“, Bastian Schlotmann

Den Anfang machen Bastian Schlotmann, Apothekenleiter aus Kleve, und Irene Pamme als angestellte Approbierte mit der öffentlichen Apotheke, einem der klassischen Tätigkeitsfelder, in dem über 80 Prozent der berufstätigen Apotheker in Deutschland pharmazeutisch aktiv sind. Schlotmann, der sich erst kurz vor Beginn der Pandemie selbstständig gemacht hat, betont, dass öffentliche Apotheken schon heute viel digitaler sind als manch einer von außen vermutet. Das kurz vor der Einführung stehende E-Rezept werde die Digitalisierung noch weiter vorantreiben.  Schlotmann wagt eine Prognose für die Zukunft und rechnet damit, dass weiterhin einige Apotheken schließen werden, weil aktuell viele Inhaber kurz vor dem Rentenalter stehen würden und große Schwierigkeiten hätten, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Das könne ein Vorteil sein für junge Kollegen, die sich selbstständig machen möchten.

„Es war ein tolles Gefühl, in den Impfzentren als Teil eines Ganzen seinen Beitrag zu leisten, um die Bevölkerung möglichst gut durch die Pandemie zu bringen.“, Irene Pamme

Pamme berichtet aus der großen Apotheke, in der sie in Teilzeit tätig ist und somit Familie und Beruf gut miteinander verbinden kann. Die öffentliche Apotheke biete ein breites Feld möglicher Serviceleistungen für Patienten und Kunden, das sich beliebig ausweiten lasse. Als Arzneimittelexperten seien Apotheker auch Spezialisten für die Herstellung von Arzneimitteln. Sie ermuntert den Nachwuchs, sich intensiver mit Rezeptur und Defektur zu befassen. So komme in der Apotheke, in der sie tätig ist, auch die Herstellung von pädiatrischen Rezepturen - auch in Kapselform - sowie von Zäpfchen und Augentropfen vor. Darüber hinaus leite man Patienten, z.B. Asthmatiker, im Umgang mit besonders erklärungsbedürftigen Arzneiformen an, man sei HIV-Schwerpunktapotheke und biete bereits Medikationsanalysen an, wobei die Vergütung nach wie vor schwierig sei. Auch eine telepharmazeutische Beratung via Skype komme bereits vor. Sie empfiehlt dem Nachwuchs, das breit gefächerte Weiterbildungsangebot der Apothekerkammer Nordrhein zu nutzen, um individuelle Schwerpunkte zu setzen, z.B. in den Bereichen Geriatrie, Ernährungsberatung oder Naturheilkunde und Homöopathie. Begeistert berichtet sie außerdem von ihrer Mitwirkung bei der Rekonstitution der COVID-19-Impfstoffe im Impfzentrum. Es sei ein tolles Gefühl gewesen, als Teil eines Ganzen seinen Beitrag zu leisten, um die Bevölkerung möglichst gut durch die Pandemie zu bringen.

Die Krankenhausapotheke

„Die Arzneimittelausgaben in vielen Krankenhausapotheken laufen mittlerweise automatisiert ab. Zu den Produktgruppen im Warenlager einer Krankenhausapotheke gehören häufig auch Desinfektionsmittel und Diagnostika, manchmal auch Medizinprodukte.“, Annegret Heintges

Annegret Heintges, Direktorin des Instituts für Klinische und Onkologische Pharmazie am Klinikum Leverkusen, stellt das Tätigkeitsfeld des Krankenhausapothekers vor, das sich in die Bereiche Logistik, Herstellung und Dienstleistungen unterteilen lässt. Sie berichtet, dass die Arzneimittelausgaben in vielen Krankenhausapotheken mittlerweile automatisiert ablaufen. Im Gegensatz zur öffentlichen Apotheke erfolge der Einkauf meist direkt über die Hersteller, so dass auch eigenständige Preisverhandlungen mit dazu gehörten. Der Bereich Dienstleistungen lasse sich in rechtlich verpflichtende (z.B. Beratung, Mitarbeit in der Arzneimittelkommission eines Krankenhauses, Stationsbegehungen und Aufbau und Umsetzung eines Qualitätsmanagementsystems) sowie freiwillige Leistungen unterteilen (z.B. Antibiotic Stewardship, Arzneimittelinformation, Stationsapotheker, Entlassmanagement und Unit-Dose-Versorgung).

Pharmazeutische Industrie

Gemeinsam schildern Dr. Navin Sarin und Dr. Lukas Spanier die beruflichen Möglichkeiten in der Pharmazeutischen Industrie. Beide sind sich einig, dass das Praktische Jahr eine ideale Möglichkeit bietet, in die Pharmazeutische Industrie „hinein zu schnuppern“. Auch kurzfristig seien oft noch Stellen für Pharmazeuten im Praktikum frei. Wer die Pharmazeutische Industrie bereits als klares Berufsziel vor Augen habe, solle auf jeden Fall „zu Ende studieren“ und die Approbation als Apotheker anstreben, da sie einen Wettbewerbsvorteil für wichtige Positionen in der Industrie (z.B. Qualified Person oder Qualified Person for Pharmacovigilance) darstellt. In der Industrie sind Soft Skills wie Problemlösungskompetenz, eine wissenschaftliche Denkweise, strukturiertes, analytisches und effizientes Arbeiten gefragt, alles Fähigkeiten, die im Rahmen einer Promotion erworben werden können, erläutert Spanier. Das Promotionsthema könne, müsse aber nicht zwingend zum späteren beruflichen Tätigkeitsfeld passen.

Körperschaft/Organisationen im Umfeld der Apotheke

Dr. Holger Neye, Apotheker bei der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, stellt das Berufsfeld einer pharmazeutischen Tätigkeit bei einer Körperschaft bzw. Organisation im Umfeld der Apotheke vor. Er erläutert, dass die Organisation des Gesundheitswesens an Körperschaften wie die kassenärztlichen Vereinigungen und die Krankenkassen im Sinne einer Selbstverwaltung vom Gesetzgeber übertragen worden ist. Auch Apothekerkammern und –verbände gehören als Körperschaften zur Selbstverwaltung. Die Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) sei ein zentrales Element, um die ärztlichen Verordnungen zu Lasten der GKV zu steuern. Als Apotheker und Arzneimittelexperte müsse man sich in allen Therapiefeldern gut auskennen, um mit den Ärzten auf Augenhöhe sprechen und Arzneimittel im Verhältnis zu anderen Therapieoptionen richtig einordnen zu können. Zu den Aufgaben eines Apothekers bei einer kassenärztlichen Vereinigung gehören die Beratung bei der Verordnung von Arzneimitteln, die Pharmakotherapieberatung von Ärzten, auch auf Basis ihrer Verordnungsdaten, die Information der Kassenärzte über gesetzliche Änderungen und im Hinblick auf Leitlinien oder Therapiehinweise, die Vorbereitung und Verhandlungen mit den Krankenkassen zu Arzneimittelvereinbarungen etc.

Als Apotheker bei einer Behörde

Dr. Annette Hinze, Referentin für Betäubungsmittelrecht beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und zuvor in der Pharmakovigilanz beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) tätig, gibt zunächst einen Überblick, welche Behörden zum Geschäftsbereich des BMG gehören. Eine wichtige Aufgabe des BMG im Bereich Betäubungsmittelrecht sei es, neue, potenzielle Suchtstoffe als solche zu identifizieren und die „Gesetzesmaschinerie“ in Gang zu setzen. Das sei immer dann der Fall, wenn die Analyseergebnisse der sichergestellten Substanzen in der pharmakologischen Beurteilung als gefährlich eingestuft und eine Aufnahme dieser Substanzen in das Betäubungsmittelgesetz oder das Neue-psychoaktive Stoffe Gesetz notwendig werden. Während beim BfArM aufgrund der internationalen Zusammenarbeit die Kommunikation fast ausschließlich auf Englisch stattfindet, sei die Amtssprache im BMG deutsch. Dienstreisen würden zu einer Tätigkeit im BMG (Berlin, Brüssel oder Wien) ebenso dazu gehören wie beim BfArM (zur EMA nach Amsterdam). Ihre Tätigkeit beim BMG habe sich pandemiebedingt stark ins Home Office verlagert.

Als Apotheker bei der Bundeswehr

Oberfeldapotheker Axel Müller, der zugleich Lebensmittelchemiker ist, stellt fest, dass die Berufsgruppe der Apotheker innerhalb der Bundeswehr mit insgesamt lediglich 240 Mitarbeitern ein eher kleiner, aber durchaus bedeutender Player innerhalb eines der größten Arbeitgeber in Deutschland sei. Die zentrale Aufgabe bestehe darin, Leben zu schützen und alles dafür zu tun, um die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zum Anforderungsprofil gehörten neben den klassischen pharmazeutischen Fächern Teamgeist, militärische Grundfertigkeiten und Fitness, was dazu führe, dass in gewissem Umfang sportliche Betätigung auch während der Arbeitszeit erlaubt sei, sowie Flexibilität, Sprachkenntnisse und Risikobereitschaft. Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung erfolge innerhalb der Bundeswehr überwiegend durch Klinikapotheken oder andere Bundeswehrapotheken (sog. Versorgungs- und Instandsetzungszentren für Sanitätsmaterial) und auch im Auslandseinsatz sei man als Apotheker in dieser Funktion tätig.  Insgesamt sei das Spektrum möglicher pharmazeutischer Tätigkeiten innerhalb der Bundeswehr sehr breit, da diese sowohl in Bundeswehrapotheken als auch auf administrativer Ebene in Ämtern und Behörden ausgeübt werden könnten.

Apotheker in der Wissenschaft

„Die universitäre Forschung und Lehre bietet ein hohes Maß an Freiheit und Selbstständigkeit, aber zugleich auch sehr viel Verantwortung.“, Prof. Dr. Thomas Kurz

Mit diesen Worten skizziert Professor Dr. Thomas Kurz, Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der HHU Düsseldorf, die Tätigkeit eines Apothekers als Hochschullehrer. Dabei umfasse das Aufgabengebiet eines Hochschullehrers nicht nur Lehre und Forschung, sondern auch das der akademischen Selbstverwaltung. Für den Einstieg in eine wissenschaftliche Laufbahn empfiehlt er einen Post-Doc-Aufenthalt, bevorzugt in einem renommierten Arbeitskreis an einer ausländischen Universität. Ein solcher Forschungsaufenthalt biete die Chance, neue Arbeitstechniken kennenzulernen und ein eigenes Forschungsfeld zu finden. Kurz weist darauf hin, dass man bereits die zweite Hälfte im PJ an der Hochschule absolvieren kann. Aber auch er rät dazu, auf jeden Fall die Approbation als Apotheker zu erwerben.

Talea Knak, Doktorandin im Arbeitskreis von Professor Kurz, rät dazu, das Thema einer Doktorarbeit sorgfältig auszusuchen. Es müsse ein Thema sein, auf das man richtig Lust hat und für das man sich begeistern kann. Nur so könne man auch schwierige Phasen einer Promotion durchstehen. Die Zusammenarbeit im Arbeitskreis und mit dem Doktorvater oder der Doktormutter sei in der Regel sehr gut. Man helfe sich gegenseitig und tausche Tipps und Erfahrungen offen aus. Handwerkliches Geschick und gute bzw. ausbaufähige Englischkenntnisse seien über gute Noten im zweiten Staatsexamen hinaus wichtige Voraussetzungen für eine Promotion. So sei z.B. die gesamte wissenschaftliche Literatur auf Englisch. In die Fachsprache könne man sich in der Regel recht schnell einarbeiten.