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Das stürmische Herbstwetter und die gesperrte Deutzer Brücke sind kein Hinderungsgrund: Am 23. Oktober begrüßt Vizepräsidentin Kathrin Luboldt rund 150 Kollegen im Herzen von Köln zur 22. Fortbildung für Senior-Pharmazeuten.
In ihrem berufspolitischen Statement schildert Frau Luboldt die sich weiter verschärfende wirtschaftliche Situation in den Apotheken, auch in Nordrhein. Zwar sei mit Nina Warken eine neue Bundesgesundheitsministerin in der Verantwortung, die den Dialog auch mit den Apothekern sucht, die Bürokratie abbauen, Kompetenzen erweitern und Skonti wieder zulassen möchte, aber auch sie habe die dringend benötigte Erhöhung des Fixums zunächst auf 2026 verschoben. Eine Resolution des diesjährigen Deutschen Apothekertages stelle klar: Die Apothekerinnen und Apotheker benötigen eine sofortige Anpassung des Fixums und ein klares Nein zu jeder „Apotheke ohne Apotheker“.
Luboldt lobt die Reformpläne der Ministerin, Apotheken stärker in Präventionsleistungen, u.a. das Impfen einzubinden. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie diese Dienstleistung die Patientenbeziehung vertieft, Impfquoten steigert und die umliegenden Arztpraxen entlastet.
Zudem können Apotheken auf Basis ihrer pharmazeutischen Expertise, definierten Leitlinien und den Informationen aus der elektronischen Patientenakte (ePA) Versorgungslücken schließen bzw. überbrücken. Die positiven Erfahrungen mit dem Pharmacy first-Konzept in Großbritannien könnten hier als Modell dienen.
Mit Blick auf den weiter wachsenden Versandhandel stellt Frau Luboldt die rhetorische Frage in den Raum: „Wer übernimmt die Aufgaben, die für die Menschen unverzichtbar sind, wie Nacht- und Notdienste, Rezepturen und persönliche Beratung?“ Sie bezeichnet den Versandhandel als ein Geschäftsmodell mit fragwürdigem gesellschaftlichem Nutzen. Auch die ABDA „denke“ ein RX-Versandverbot „mit“.
„Digitalisierung darf nicht zum Deckmantel für Apotheken ohne Apotheker werden“,
warnt sie und berichtet von den positiven Erfahrungen in Pilotprojekten zur assistierten Telemedizin. Zudem biete die ePA eine große Chance für eine vernetzte, patientenzentrierte Versorgung, mit der auch Medikationsanalysen effizienter, transparenter und interprofessionell abgestimmt werden könnten. Die Pharmazeutischen Dienstleistungen seien ein Meilenstein für den Berufsstand. Bei der Integration in den Berufsalltag helfe das bundesweit einzigartige pDL-Support-Center der Apothekerkammer Nordrhein. Mit ihren Alleinstellungsmerkmalen qualifizierte Beratung, sichere Selbstmedikation, individuelle Rezeptur und pharmazeutische Dienstleistungen sei die Apotheke vor Ort ein Ort der Gesundheitskompetenz, der Sicherheit und der Nähe.
Luboldt ist überzeugt: „Die Apotheke vor Ort hat Zukunft“ und bedankt sich bei den Senior-Pharmazeuten, dass diese den Grundstein dafür gelegt haben mit ihrem Engagement, ihrem Wissen und ihrer Beharrlichkeit.
Als Referent für den Fachvortrag begrüßt Moderatorin Annette van Gessel Dr. Marko Jörg von der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Neugierig sind die Kollegen nicht nur auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um das Thema Demenz, sondern auch auf seinen Vortragsstil, für den er bereits eine Auszeichnung erhalten hat.
Herrn Dr. Jörg gelingt es, seine Zuhörer mitzunehmen auf eine spannende und sogar Mut machende pharmazeutische Reise zu Pathogenese, präventiven Möglichkeiten und neuen Therapieansätzen. Das Krankheitsbild einer Demenz, die sich in 50 – 70 Prozent der Fälle in einer Alzheimer Demenz äußert, sei definiert als ein fortschreitender Abbau erworbener kognitiver Fähigkeiten mit Beeinträchtigung im Alltag über mindestens mehrere Monate. Zuletzt gingen die im Langzeitgedächtnis abgespeicherten Erfahrungen verloren, berichtet Dr. Jörg. 2024 seien weltweit ca. 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, bis 2050 rechne man mit einer Verdreifachung dieser Zahl. Der Erkrankungsbeginn setze häufig schon 15 – 30 Jahre vor der Diagnose ein. Durch eine frühzeitige Diagnose, z.B. mittels Uhrentest, Mini-Mental-Status-Test, Liquor- oder Blutdiagnostik, und adäquate Therapie lasse sich der Zeitpunkt des Verlustes der Unabhängigkeit um 5 – 10 Jahre hinauszögern, jedoch nicht aufhalten. Dr. Jörg beschreibt die bislang nicht abschließend geklärte Pathogenese als einen Teufelskreis vieler verschiedener Faktoren (darunter die Amyloid-ß-Kaskaden-Hypothese, P-Tau-Hypothese, mitochondriale Kaskaden-Hypothese, geringfügige chemische Veränderungen an der RNA, Reduktion regulierender Proteine), von denen – und das war seine ermutigende Botschaft – sich abgesehen von einer genetischen Prädisposition viele durch geistige Aktivität, soziale Interaktion, körperliche Aktivität wie alltägliche Bewegung und regelmäßige Spaziergänge sowie eine mediterrane Ernährung und einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf positiv beeinflussen ließen.
Neben den klassischen Antidementiva (Acetylcholinesterasehemmer und Glutamat-Antagonisten), Ginkgo biloba Spezialextrakt EGb 761®, Antidepressiva und Neuroleptika geht Dr. Jörg auch auf die Biologika und neuen Arzneistoffe in der Pipeline ein. Das Problem der Biologika sei, dass nicht alle Alzheimer Demenzen Amyloid-beta (Aβ) abhängig seien. Es gebe auch Personen mit Aβ-Plaques, die keinerlei Symptome zeigen, so Dr. Jörg. Ein weiteres Problem sei das Risiko einer Hirnschwellung, die mit einer Häufigkeit von 35 % unter Aducanumab und 17 % unter Lecanemab auftreten würde. Weitere Hoffnungsträger in der Therapie seien Metformin, das sich bereits in klinischen Phase-III-Studien befinde, und Lithium, das aktuell im Mausmodell getestet würde. Bei positivem Studienverlauf von Lithium müsse hier allerdings mit einer Zeitdauer von etwa 10 – 15 Jahren bis zu einer potentiellen Zulassung gerechnet werden.
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