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Apotheken vor Ort sichern starke Versorgungsleistung in bewegten Zeiten

23.11.2023

Kammerversammlung im November 2023: Präsident Dr. Armin Hoffmann stellt Leistungen der Apotheken heraus. Dr. Nina Griese-Mammen von der ABDA wirbt für pharmazeutischen Dienstleistungen und lobt Fortschritte in Nordrhein. Dr. Sabine Viefhues stellt Projekt "Sichere Rezepturpraxis 2.0" vor. Dr. Bettina Mecking gibt tiefen Einblick in aktuell laufende Gerichtsverfahren der Kammer.

Düsseldorf. Die 10. Sitzung der XVII. Kammerversammlung fand in unruhigen Zeiten statt. Kriege und Konflikte haben Einfluss auf Lieferketten; Mangel und Widrigkeiten nehmen zu. Wie stark sich die Apotheken vor Ort allerdings in unsicheren und instabilen Zeiten mit einem starken und umfassenden Leistungsangebot für die Versorgung der Bevölkerung eingebracht haben und welche weiteren Entwicklungen dort noch möglich sind – das waren Schwerpunkt-Themen der Sitzung im Kölner Gürzenich. Trotz vielfältiger Probleme wie Lieferengpässen, einer nicht mehr zeitgemäßen Honorierung, dem Fachkräftemangel und neuen „Ideen aus dem BMG“ zu nicht notwendigen Strukturreformen, zeigen die Apotheken in Nordrhein weiterhin, wie unersetzlich sie in den lokalen und regionalen Versorgungsstrukturen sind.

Ein Blick in den Sitzungssaal im Gürzenich
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„Trotz der unterschiedlichen Herausforderungen und Krisen in den vergangenen Jahren haben Apotheken immer alles getan, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln bestmöglich aufrecht zu erhalten und sie werden das auch weiterhin tun“, erklärte Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann in seinem Bericht. Gestörte Lieferketten, aber auch die Tatsache, dass Deutschland nicht bereit sei, marktgerechte Preise für Medikamente zu zahlen, hätten eine nicht für möglich gehaltene Dimension von Lieferengpässen zur Folge gehabt, unter denen Patienten immer häufiger zu leiden haben. „Die Apotheken schaffen es aber trotzdem, sie zu versorgen.“ Eine wichtige Neuerung in der Versorgung war die Einführung der Grippe- und Corona-Schutz-Impfungen in Apotheken, „eine echte Erfolgsgeschichte – und ein weiterer, wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung unseres Berufsstandes.“ Dr. Hoffmann ermutigte Inhaber öffentlicher Apotheken, diesen Service anzubieten.

Auch sonst steht die Kammer ihren Mitgliedern aktiv zur Seite: Digitale Angebote nehmen einen immer größeren Stellenwert ein, mit der Gründung einer Nachwuchs-AG und des Ausschusses für Digitalisierung hatte die Kammer Neuland betreten und sehr erfolgreich neue Stellen geschaffen, um die Beratung der Apotheken und deren Teams zu forcieren. Gemeinsam mit dem Apothekerverband und der Schwesterkammer in Westfalen-Lippe waren etliche Projekte umgesetzt worden, viele weitere werden folgen. Das positive Resümee des Präsidenten: Gemeinsam sind wir noch stärker!

Präsident Dr. Armin Hoffmann lächelt am Rednerpult in die Kamera
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Dr. Nina Griese-Mammen, Abteilungsleiterin Wissenschaftliche Evaluation der ABDA, lobte in ihrer Keynote die Ein- und Durchführung der pharmazeutischen Dienstleistungen im Kammer-bezirk. Ein Jahr nach deren Einführung seien die „pDL“ zwar für Patienten und viele Teams in Apotheken noch immer neu – es lohne sich aber, das Angebot aktiv zu bewerben. „Das ist nicht nur gut für die Patienten, sondern gleichzeitig eine Aufwertung für die Tätigkeiten im Team.“ Inhaber bieten ihren Mitarbeitern damit neue, spannende Arbeitsfelder. „Man kann es nicht anders sagen: Nordrhein ist auf einem sehr guten Weg.“ Damit nahm Griese-Mammen sowohl für das initiale Engagement im Vorfeld der Einführung der neuen Service-Dienstleistungen für Patienten Bezug, aber auch auf das pDL-Support-Center der Kammer, die Apotheken-Teams und auch einzelne PTA und Approbierte bei Ein- und Durchführung der Dienstleistungen unterstützt. „Gelegentlich bekomme ich Fragen aus anderen Kammerbezirken“, ergänzte Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann, „ob denn die Dienste unseres Support-Centers auch für Apotheken in anderen Kammerbezirken zur Verfügung stünden. Dann sage ich immer: Wieso nicht? Gemeinsam ist man stark.“

Das Team der AKNR um Carina John, Maren Patte und Dr. Katja Renner bewertete die Situation aus den praktischen Erfahrungen vor Ort und warb erneut für das Wahrnehmen der Chance, die die pharmazeutischen Dienstleistungen Apotheken und ihren Patienten bieten.

Geschäftsführerin Dr. Sabine Viefhues stellte das Projekt „Sichere Rezepturpraxis 2.0“ vor, in dem Apotheken-Teams praktische Unterstützung bei der Herstellung individueller Arzneimittel erhalten sollen. Die Geschäftsstelle der Kammer erarbeitet derzeit dieses Projekt, um durch mehr Routine für mehr Sicherheit in der Versorgung zu sorgen.

Detailreich und umfassend informierte Justiziarin und Geschäftsführerin Dr. Bettina Mecking die Delegierten im Anschluss über aktuell laufende Verfahren. Man kämpfe stets mit offenem Visier und Taktik. Viele Gerichte würden durchaus zur Kenntnis nehmen, dass sich die Kammer nicht nur von Anwälten vertreten lasse, sondern oft auch durch den Präsidenten direkt im Saal vertreten sei. „Das zeigt, wie wichtig uns die strittigen Gegenstände sind.“ Das routinierte Vorgehen, im Doppelpass mit Präsidium, Vorstand, Kammerversammlung, teils auch mit anderen Kammern und Verbänden, sei sehr erfolgreich. Fremdbesitzverbot und freie Apothekenwahl – für die Beibehaltung dieser wichtigen Ordnungsprinzipien setzt sich die Kammer durch viele Verfahren ein. Besonders erwähnte sie hierbei das Vorgehen der Kammer gegen Internetplattformen, die durch das Ausfüllen von Fragebögen offenbar den Besuch beim Arzt ersetzen – und verschreibungspflichtige Arzneimittel so de facto direkt online bestellbar machen. „Wir sehen darin Verschreibungsbeschaffungsdienstleister – das kann so nicht im Sinne des Gesetzgebers sein“, erklärte Dr. Bettina Mecking.

Wenn Internetplattformen umsatzbezogene Partnerschaften mit Apotheken anbieten, wenn dann der wirtschaftliche Druck auf Apotheken steigt und die Unabhängigkeit des Apothekers, zumindest abstrakt, gefährdet wird – dann sehen die Juristen um Dr. Bettina Mecking darin eine Form des virtuellen Fremdbesitzes, gegen den ebenfalls vorgegangen wird.

Der Rückenwind, den viele Gerichte durch Entscheidungen bereits erzeugt haben, kam in der Kammerversammlung gut an. Es gehe eben nicht darum, so eine jüngere Entscheidung, den Erwerb von Arzneimitteln möglichst convenient zu gestalten und es gebe einen großen Unterschied zwischen T-Shirts, Toilettenpapier und Kinderspielzeug auf der einen und Medikamenten auf der anderen Seite. Es gehe um den verantwortungsvollen Umgang mit dieser besonderen Kategorie an Produkten. „Dies kann im Einzelfall bedeuten, dass es nicht darauf ankommt, etwas möglichst schnell und ohne Rücksprache zu erhalten, sondern dass im Einzelfall genau geprüft wird, ob das gewünschte Präparat auch erforderlich ist oder eben ein anderes oder eben möglicherweise auch gar kein Arzneimittel“, zitierte Dr. Mecking aus einem der Urteile. Genau dieses konsequente Vorgehen der Rechtsabteilung, auch gegen ausländische Versender, wurde von den Delegierten durchweg goutiert. Entsprechend langanhaltend war der Applaus für Dr. Mecking und ihr Team.

Die maßgebenden Parameter für die Beitragshöhen als Grundlage für den Haushaltsplan wurden erörtert – der Etat 2024 im Anschluss verabschiedet, ebenso wie später auch der Gleichstellungspläne der Kammer und des Versorgungswerkes für die kommenden fünf Jahre. Mit 70 Prozent Frauenanteil bei den Führungskräften gilt die Kammer als Musterbeispiel – auch mit Blick auf den Anteil von Apothekerinnen um Berufsstand.

Das Präsidium der AKNR
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Über uns: Apothekerkammer Nordrhein
Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts Trägerin der berufsständischen Selbstverwaltung der Apothekerinnen und Apotheker, die in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf arbeiten oder leben. Sie vertritt die Interessen der über 11.800 Kammerangehörigen, die in öffentlichen Apotheken, Krankenhäusern, Wissenschaft, Industrie und Verwaltung oder bei der Bundeswehr tätig sind. Die Apotheke vor Ort übernimmt eine hoheitliche Aufgabe: die sichere, vom Heilberuf getragene, wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arznei- und Hilfsmitteln, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.