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Arzneimittelanwendungscheck

Medicines Use Reviews gehören seit 2005 zu den vergüteten Dienstleistungen der öffentlichen Apotheken in Großbritannien. Die strukturierten Apotheker-Patienten-Gespräche haben das Ziel, bei definierten Patientengruppen das Therapieverständnis und die Adhärenz zu fördern, Anwendungsprobleme zu erkennen und zu lösen und eventuelle Nebenwirkungen aufzudecken. Im Zeitraum Mai – August 2021 haben 26 Apotheken in den Kammerbereichen Berlin und Nordrhein einen an diese Dienstleistung angelehnten „Arzneimittelanwendungscheck“ im Rahmen eines Pilotprojekts im hiesigen Apothekensetting erprobt.


Arzneimittelanwendungscheck
Ein Arzneimittelanwendungscheck ist ein strukturiertes Apotheker-Patienten-Gespräch für definierte Patientengruppen (wie z. B. Asthmatiker, Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen) mit folgenden Zielen:

• Erhöhung des Verständnisses der Erkrankungen
• Erhöhung des Therapieverständnisses
• Verbesserung der Adhärenz
• Identifizierung von Anwendungsproblemen und möglichen Nebenwirkungen.

Ein Arzneimitteanwendungscheck ist keine vollständige Medikationsanalyse. Diese kann jedoch als Folgeleistung erforderlich sein, wenn bestimmte Probleme oder Beschwerden im Arzneimittelanwendungscheck aufgedeckt werden, die eine ausführlichere pharmazeutische Recherche erforderlich machen.

 

Ablauf Pilotprojekt
Projektstart war ein 2,5-stündiges Web-Seminar, in dem die Durchführung des Arzneimittelanwendungschecks sowie die entsprechende Dokumentation anhand konkreter Fallbeispiele erläutert wurden. Anschließend konnten die Teilnehmenden ihre Apotheke für das Machbarkeitsprojekt anmelden. Dieses beinhaltete die Durchführung von drei Arzneimittelanwendungschecks, die Dokumentation und Einreichung mithilfe der von den Apothekerkammern entwickelten Materialien sowie die Teilnahme an einer abschließenden Evaluation zur Machbarkeit, zum Zeitaufwand, zum Nutzen und zu den Materialien. Für das Projekt meldeten sich 26 Apotheken (13 aus Berlin und 13 aus Nordrhein) an.


Ergebnisse

Insgesamt haben die 26 Apotheken in dem 4-Monatszeitraum 44 Arzneimittelanwendungschecks durchgeführt. Die online-Abschlussumfrage haben 25 der 26 Apotheken beantwortet.

In den Arzneimittelanwendungschecks wurden folgende Arzneimittelbezogene Probleme bei der Mehrheit der Patient*innen gefunden und entsprechend bearbeitet:

 

 

Eine vollständige Medikationsanalyse als Folgeleistung wurde hauptsächlich aufgrund von Hinweisen auf relevante Interaktionen, potenziell inadäquate Medikation, mögliche Kontraindikationen oder schwere Nebenwirkungen und generell bei Patient*innen mit sehr vielen Arzneimitteln angeraten.

Insgesamt bewertete der überwiegende Teil der Patient*innen sowie der Apotheker*innen die Dienstleistung „Arzneimittelanwendungscheck“ als sehr gut:

 

 

 

 

 

 

Die meisten Apotheker*innen gaben an, den Arzneimittelanwendungscheck in 30-60 Minuten erbracht zu haben. Apotheken, die weniger als drei Arzneimittelanwendungschecks im Projektzeitraum durchgeführt hatten, nannten als Hauptgründe dafür Zeitmangel, Personalmangel und die Coronapandemie.

Um die Ergebnisse auf eine breitere Basis zu stellen, wurde anlässlich des Welttages der Patientensicherheit im September 2021 ein weiterer Durchlauf des Pilotprojektes angeboten. Die Umfrageergebnisse bestätigen die bereits veröffentlichte Auswertung.

Viele Apotheker*innen konnten aufgrund von Personalmangel, Zeitmangel oder wegen fehlender Unterstützung von Vorgesetzen oder Kolleg*innen keine oder weniger Arzneimittelanwendungschecks als angedacht durchführen. „Alltagsaufgaben gingen einfach vor“, berichtet eine Teilnehmerin.

Dennoch wird die Dienstleistung von den Kolleginnen und Kollegen als sehr gut bis gut bewertet. Kommentare wie „Die Patienten sind begeistert!“ oder „Müsste eigentlich in jeder Apotheke angeboten werden.“, zeigen, dass diese schnelle aber strukturierte Form der Patientenbetreuung gut angenommen wurde.

Einige Teilnehmer*innen gaben an, weitere Fortbildungen zu fachlichen Inhalten zu benötigen. Andere wünschten sich mehr Support bei der Erfassung und Dokumentation und erwähnten in diesem Zusammenhang: „Eine App wie die „PhApp“ für die Eingabe der Daten mittels Handy, wäre denke ich mir genial!“
Genau diese Wünsche greift die Apothekerkammer Nordrhein in ihrem ATHINA-Qualifizierungskonzept zur Medikationsanalyse auf. Im Rahmen von ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) werden den Kolleg*innen durch wöchentlich stattfindende Web-Seminare notwendige fachliche Inhalte für die umfassende Patientenbetreuung vermittelt. Teilnehmende Kolleg*innen erhalten zudem technischen Support durch AMTS-Datenbanken und Apps, wie die hier erwähnte Pharmazeuten-App „PhApp“ (https://www.wi.rwth-aachen.de/blogs/phapp/).
ATHINA bedeutet Medikationsanalyse und somit „mehr“ als der Arzneimittelanwendungscheck. Dennoch bereitet das ATHINA-Konzept interessierte Kolleg*innen auf beide Leistungen gut vor.


Fazit und Ausblick

Das Pilotprojekt zeigt, dass Arzneimittelanwendungschecks im Apothekensetting grundsätzlich machbar sind und dass die strukturierte Patientenbetreuung durch Apotheker*innen einen großen Nutzen bringen kann.

Ob eine pharmazeutische Dienstleistung wie der Arzneimittelanwendungscheck in den Katalog bezahlter Dienstleistungen aufgenommen werden wird, ist derzeit unklar. Was die Medikationsanalyse angeht, so ist die Apothekerschaft recht zuversichtlich.
Wer sich schon jetzt auf die Dienstleistungen und die praxisnahe Implementierung in der Apotheke vorbereiten möchte, kann sich über den Fortbildungskalender www.aknr.de/fortbildungskalender zu entsprechenden ATHINA-Seminaren anmelden.

Mehr zu ATHINA erfahren Sie hier.

Die Apothekerkammern Berlin und Nordrhein danken allen Apotheken herzlich, die sich an dem Pilotprojekt beteiligen und somit dazu beitragen, die pharmazeutischen Dienstleistungen voranzubringen.


Ansprechpartner

Carina John, PharmD

Abteilungsleiterin AMTS

Tel.: 0211 83 88 - 148

Fax: 0211 83 88 - 220

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Simone Küpping

Arzneimitteltherapiesicherheit

Tel.: 0211 83 88 - 145

Fax: 0211 83 88 - 220

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